Abitur von A bis Z
A
bi: Sehr unhöfliche Aufforderung, die Schule zu verlassen. Denn "Abi!" ist latein und heißt: "Hau ab!" (Verifiziert vom ranghöchsten Lateiner im Jahrgang!)B
lackout: Vorübergehendes Vakuum im Gehirn; kommt nicht nur bei gestreßten Prüflingen, sondern auch bei führenden Politikern vor; bei letzteren allerdings ohne negative Konsequenzen für die Karriere.C
hemie: Pflichtfach für jeden, der die "Zutaten"-Angaben auf Nahrungsmittelverpackungen verstehen will.D
urchschnittsnote: Zahl zwischen 1 und 6; destilliert aus 13 Jahren Tinte, Schweiß und Tränen.E
rmessensspielraum: Unter Lehrern beliebte Bezeichnung für den Daumen, über den sie bei der Benotung peilen.F
aulheit: Charaktereigenschaft, die fast ausschließlich bei Kindern und Jugendlichen auftritt. Faulheit geht meist einher mit Schlampigkeit, Unpünktlichkeit und Leckmichdoch-Mentalität. Zeigen Lehrer entsprechende Verhaltensweisen, so nennt man das "Savoir - vivre".G
reuelpropaganda: Die Abiturprüfung ist gar nicht so schlimm, wie sie immer gemacht wird. Sie ist viel schlimmer.H
umor ist, wenn man trotzdem lacht. Die Schule ist daher ein idealer Nährboden für alle Arten von Humor: Der Lehrkörper kultiviert die unfreiwillige Komik; die Schülerschaft blödelt sich durch den Vormittag; der Abiturjahrgang produziert nachtschwarzen Galgenhumor. Auf eine Kurzformel gebracht: Geh zur Schule, und Du lachst dich tot.I
ntelligenz: Niemand weiß, was Intelligenz ist - aber wenigstens kann man sie messen. Eine - wenn auch sehr umstrittene - Meßmethode ist der bekannte IQ-Test; eine andere - sehr viel zuverlässigere - die jüngst von Professor Doktor Boltwitz entwickelte "Graduelle Analyse der Gag-Akzeptanz" (kurz: GAGA). Diese Methode geht davon aus, daß Humor der genaueste Intelligenzindikator ist. Je häufiger man lacht, desto intelligenter ist man.J
ahrgangsbester: Sieger nach Punkten. Kommt sogar in den besten Familien vor.K
opfkissen: Das Kopfkissen des Durchschnittsabiturienten ist verschwitzt, zerwühlt und von Bißspuren übersät. Warum werden eigentlich so viele Abiturienten von Schlaflosigkeit gequält? Ganz einfach: Versuchen Sie mal zu schlafen, wenn sich unter Ihrem Kopfkissen die Unterrichtsaufzeichnungen von vier Halbjahren türmen!L
atinum: Lateinkenntnisbescheinigung auf dem Abiturzeugnis; für manche Studienfächer obligatorisch. Wer das Latinum haben will, muß zum Beispiel wissen, daß es sich bei Veni, Vedi und Vici um Caesars pfiffige Neffen handelt (die römischen Vorbilder von Tick, Trick und Track).M
ärchen: Im Märchen löst man drei lächerliche Rätsel und sahnt dafür ein halbes Königreich samt Prinzessin ab. Als Abiturient kämpft man sich durch drei grausame Klausuren - und was hat man davon? Das Recht, sich um einen Studienplatz zu bewerben. Und die Braut muß man auch noch eigenhändig aufreißen. Scheiß-Realität!N
otenbekanntgabe: Nach 13 Jahren Zwansarbeit endlich die Urteilsverkündung.O
hnmacht: Wenn in der mündlichen Prüfung allzu brutal gefragt wird, bleibt der gequälten Abiturientin immer noch ein Ausweg: Die Hand an die Stirn legen, die Augen zur Decke verdrehen und mit einem gehauchten Seufzer vom Stuhl sinken. Ohnmächtig muß der Prüfer nun zusehen, wie seine Beute, die er schon sicher im Netz seiner Fragen gefangen wähnte, ins Krankenzimmer gebracht wird. Die Prüfung muß wiederholt werden.P
ostabiturielle Depression: Nachdem man alle seine Kräfte mobilisiert, sein Bestes gegeben und sich völlig verausgabt hat, folgt gewöhnlich eine Phase der inneren Leere und Niedergeschlagenheit (weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie bei Frau Sigulla). Das ist völlig normal. Schon die alten Römer wußten: "Post examen omne animal triste." ("Nach der Reifeprüfung hängt jeder tierisch durch.")Q
ual der Wahl: Es gibt in Deutschland 450 anerkannte Ausbildungsberufe. Auch bei der Berufswahl gilt daher der Satz: "Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht noch was Bessres findet." Wer sich nach eingehender Berufsberatung immer noch nicht entscheiden mag, der sollte Berufsberater werden.R
evolution: Am 23. Dezember 1788 führte Preußen als erstes deutsches Land die Reifeprüfung ein; daraufhin brach in Frankreich die Revolution aus - zweifellos ein spontaner Protest gegen diese unerhörte Menschenrechtsverletzung. Höchst erstaunlich, daß dieser offensichtliche geschichtliche Zusammenhang so lange übersehen werden konnte.S
au: Weibliches Schweinetier (um drei Ecken verwandt mit dem inneren Schweinehund); wird rausgelassen, wenn das Abitur bestanden ist.T
ranspiration: "Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß", behauptet der Volksmund. Im Abitur gilt das genaue Gegenteil: Gerade, was man nicht weiß, bringt einen zum Schwitzen.U
nterricht: Bedarf wohl keinerlei Erläuterung.V
orbereitungszeit: Die halbe Stunde vor der mündlichen Prüfung; genau die Zeit, die man benötigt, um aus gesunder Prüfungsangst eine das Hirn paralysierende Panik zu erzeugen.W
issenschaftler:Naturwissenschaftler: Einer, der weiß, was Strom ist.
Geisteswissenschaftler: Einer, der weiß, daß Strom aus der Steckdose kommt.
Ingenieur: Einer, der weiß, wie der Strom in die Steckdose kommt.
Sozialwissenschaftler: Einer, der keinen Strom braucht, weil er konsequent im Dunkeln tappt.
X
: "X" bedeutet in der Mathematik: die große Unbekannte; in der Biologie: ein Chromosom; in Latein: "zehn". Fächerübergreifend heißt "XXX" also: Zehn unbekannte Chromosomen.Y
uppies: Abiturients ten years afterZ
eitdruck: Wahr ist: Viele Lehrer glauben, wirkliche Leistung komme nur unter extremem Zeitdruck zustande. Deshalb packen sie ihre Klausuren so voll, daß selbst Superhirne ins Hecheln kommen. Unwahr ist, daß die selben Lehrer sich bei der Korrektur der Klausuren unter irgendeinen Zeitdruck setzen lassen (siehe Frau Leiterer).
Isabelle Debus, Christine Hartnack, David Eberle und Sven Becker