Björn Meier bekam für das Wochenende im Hotel einige Aufgaben mit auf den Weg, deren Lösung er in der LK Stunde danach vorführen mußte. Eine der Aufgaben bestand darin, einen Kurzroman zu schreiben, in dem alle die Gegenstände (im Text unterstrichen) vorkommen mußten, die man ihm liebevoll in einem Überraschungspaket zusammengestellt hatte:

 

Die angebliche Wette

 

In diesem Text werden einige Lügen entlarvt und es wird ihnen diesmal die ganze Wahrheit mitgeteilt. Es war im Jahr 1995, als Herr Götza wieder einmal zuviel an seinem mit Cognac gefüllten BP-Kanister genuggelt hatte, weil er dem rauhen Schulalltag entfliehen wollte, indem er es täglich mit grobmotorischen Wallauern, brutalen Söldnern, sexgeilen Oberkellnern und dusseligen Vespaschiebern zu tun hat, die jedesmal eine Affenjagd veranstalten, setzte er sich in seinen Holz-Volvo, den er scheinbar mit einem Flugzeug verwechselte und raste los, um sich ein Überraschungs-Ei, eine Magic-Brause und ein paar Smarties zu kaufen, obwohl seine Gesichtszüge schon an eine Katzenmaske erinnerten. Aufgrund seiner verringerten Wahrnehmungsfähigkeit und des rauschartigen Zustandes, in dem er sich befand, erschrak er schon einmal vor einem Hydranten, den er für einen roten Drachen hielt, oder er lachte seinen Chef Herrn Bartussek, dem er begegnete, aus, weil er ihn für eine überdimensionale Garfield-Puppe hielt. Es ist wohl jedem klar, daß die Crashtour kein gutes Ende nehmen konnte, aber verlassen wir nun ersteinmal den alkoholisierten Pauker und wenden uns dem wahren Helden dieser Geschichte, gegen den sogar der Basketballspieler Michael Cage verblasen würde, zu, BJÖRN MEIER, ein aufmerksamer, freundlicher und zuvorkommender Schüler, der schon des öfteren das unschuldige Opfer der sadistischen Ader von Herrn Götza wurde, machte sich zur gleichen Zeit bereit, sich in den gefährlichen Dschungel des Hinterlandes zu stürzen, um gute Taten zu vollbringen. Zuerst half er ein paar Kindern deren Mini-Disc, mit aufgeklebten HR3-Logo, auf ein Hausdach geflogen war. Nach dieser gefährlichen Klettertour setzte er sich in seinen weißen Flitzer, der sich beim Anlassen anhörte wie ein wunderbares Musikinstrument und fuhr los. Unterdessen setzte Herr Götza seine Attacke auf die deutsche Verkehrsordnung fort. Nachdem er seine grün angehauchten ökologischen Grundsätze, wie einen kleinen Lego-Stein von Bord geworfen hatte, beförderte er erst einmal einige Schildkröten mit seinem Volvo ins Jenseits und schoß nun mit Vollgas auf eine arme, nichtsahnende Wildsau zu. Durch den starken Aufprall des Autos auf das arme Tier, verlor der jubelnde Lehrer die Kontrolle über sein Fahrzeug, die er eigentlich von Anfang an nicht ganz besaß. Nun mußte er feststellen, daß sein Volvo doch kein Flugzeug war und landete mit ihm unsanft im Straßengraben. Wutentbrannt stieg er weinend aus seinem demolierten Auto und wollte sich dafür an der unschuldigen krepierten Sau rächen. Ihm kam die Idee, das arme Tier auszuhöhlen und eine riesige Sparsau daraus zu machen, in die er dann solange Geld hinein werfen wollte, bis er sich einen neuen Volvo leisten könne. Um den blutigen Kadaver abzutransportieren, wollte er sich Latex-Handschuhe anziehen, fand allerdings nur einen und zog sich deshalb ein grünes Kondom über die andere, noch ungeschützte Hand. Als er gerade sein schauerliches Treiben beginnen wollte, kam unser Held zufällig in seiner sportlichen Nobelkarosse vorbeigefahren. Er sah sofort, daß er diesem verwirrten Mann helfen mußte, obwohl dieser ihn täglich in der Schule drangsalierte, aber unser Held ist ein guter Mensch und kein bißchen nachtragend. Er hielt an, stieg aus und ging langsam auf den in seinem Rausch gefährlich wirkenden Mann zu, um ihn zu beruhigen, was einige Zeit und Mühe kostete. Er nahm den nun zur Besinnung kommenden Herrn Götza in seinem weißen Schlitten zur nächsten Telefonzelle mit und gab ihm sogar ein Markstück, damit er seine wahrscheinlich schon sehr beunruhigte Frau anrufen konnte. Herr Götza stapfte in die Telefonzelle, es war ihm sogar egal, daß sich auf dieser ein Türschild mit der Bezeichnung "Tucke" befand. Er legte den Hörer an seine Ohr - Muschel und fing an zu wählen. Unterdessen fuhr unser Held zur Polizei und nahm, weil er ein selbstloser Mensch ist, die ganze Schuld des Unfalls auf sich, um seinem Lehrer weitere Unannehmlichkeiten zu ersparen. Herr Götza allerdings, den jetzt ein schlechtes Gewissen plagte, wollte unserem Helden nun immer wieder irgendwelche Geschenke machen, bzw. Schweigegelder verpassen, obwohl diesem nichts ferner lag, als jemanden zu erpressen und er deswegen jedesmal diese Annehmlichkeiten energisch ablehnte. Aber Herr Götza bestand darauf, ihm wenigstens ein Wochenende in einem noblen Hotel zu spendieren, und nach langem hin und her, willigte unser Held schließlich ein. Zur Tarnung wurde eine Kursfete veranstaltet, bei der es dann "zufällig" aus einer erneuten Sauflaune heraus zu einer Wette kam, bei der es angeblich um Gewichtsreduzierung des angeblich zu dicken Helden gehen sollte. Bei der ersten Wiegung im Badezimmer von Herrn Götza wurden keine Zeugen zugelassen, um unseren Helden nicht wegen seines gar nicht vorhandenen Übergewichts blamieren zu wollen. Dort legte man dann ein Gewicht fest, was weit über dem wahren Gewicht des gut gebauten jungen Mannes lag und konnte so einige Monate später, diesmal unter Zeugen, einen wundersamen Gewichtsverlust registrieren. Die angebliche Wette war gewonnen und jetzt sitz ich hier und muß diesen Blödsinn schreiben, aber nun kennen Sie wenigstens die wahre Geschichte.

 

Björn Meier

 

Gegendarstellung

 

  1. Es stimmt, daß man meine bis Sommer 1995 noch tadellos funktionierende Waage seit dem Wägeerlebnis mit Björn kaum noch beruhigen kann und auf ihr nur noch die Anzeige "Error" aufleuchtet.
  2. Es stimmt weiterhin, daß der Anlaß zu der Wette die Ahnung des Kurses war, Björn könne nach dem Abi nur noch eine Zukunft als Michelin - Männchen haben. Es stimmt allerdings nicht, daß man die Wette mittlerweile nicht noch einmal machen müßte.
  3. Es stimmt nicht, daß es so große mit Cognac gefüllte BP-Kanister gibt, daß Lehrer sich den Björn so zurecht saufen könnten, wie er sich in seinem Kurzroman beschreibt ...nämlich: aufmerksam, selbstlos, nur angeblich zu dick und gut gebaut.
  4. Es stimmt, daß der Kursleiter einen Unfall mit einer Wildsau hatte. Es stimmt nicht, daß Björn dabei gewesen sein kann. Das Unfallprotokoll spricht eindeutig nur von einer Wildsau.
  1. Es stimmt, daß man im Sommer 1995 in der Nähe von Björn immer eine Greenpeace - Jugendgruppe sah, die Björn regelmäßig ins Wasser zurückzog, wenn er aus dem Perfstausee raus wollte. Es stimmt nicht, daß die Kids dabei laut riefen: "Mobby Dick hat einen Sohn." Es stimmt allerdings, daß die Kids riefen: "Rettet die Kleinwale!"
  2. Es stimmt, daß man sich für ein Wochenende in einem nobleren Hotel auch dementsprechend anziehen sollte. Es stimmt nicht, daß Björn schon je etwas davon gehört hätte.
  3. Es stimmt nicht, daß das Begleitkomitee (Knopp/Rene/Christoph) mit Blick auf Björns Größe den normalen Eisschrank aus dem Hotelzimmer raus und eine Minibar rein geräumt hätte. Es stimmt allerdings, daß das Komiteemitglied Knopp nur unter Anwendung von Gewalt und Androhung von Punkteabzug daran gehindert werden konnte, alles, was nicht angedübelt oder einbetoniert war, mitgehen zu lassen.

 

Rolf Götza

 

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