Noch Fragen, Jacobi ?
Ja, Moog !
"Ein Kerl muß eine Meinung haben" (Alfred Döblin)
M: "Noch Fragen, Jacobi?"
J: "Ja, Moog! Wie ist das eigentlich mit der Schule und Ihnen? Jetzt wo, fast alles vorbei ist. Stimmt es nicht, daß Sie zwar hingegangen sind, aber Ihren Verstand oft im Bus ließen?"
M: "Nein, so können Sie das nicht sehen, jedoch benutze ich im Gegensatz zu Ihnen meinen Verstand beim Autofahren. Wie war das doch gleich mit Ihrem Verstand beim Thema Auto?"
J: "Lassen Sie uns lieber mit etwas anderem FORD-fahren und uns der Frage nach dem Abitur zuwenden. Bedeutet dieses ‘Reifezeugnis’ eigentlich auch das Erreichen der ‘Geschlechtsreife’?"
M: "Ich hoffe, daß das nicht schon wieder eine Anspielung auf mein Auto sein soll, aber um auf Ihre Frage einzugehen, ich hätte es mir umgekehrt gewünscht, beim Erreichen der Geschlechtsreife hätte man dieses ‘Reifezeugnis’ bekommen sollen. Dies hätte zur Folge gehabt, daß ich nun vielleicht schon im Berufsleben stehen und mein Geld zählen würde.
Doch wollen wir wieder auf Sie eingehen, wie steht es eigentlich mit Ihnen und dem weiblichen Geschlecht, natürlich nur auf schulischer Ebene betrachtet."
J: "Wenn man als männliches Individuum in seinem Tutor-LK nur von Frauen umgeben ist, stellt man zunächst eine Minderheit dar, und ist erfahrungsgemäß benachteiligt. Dieses Gefühl, irgendwie nicht dazu zu gehören, wurde durch liebevolle Integrationsansätze der Tutorin versucht zu überwinden. Diese mitmenschliche Annäherung läßt sich zu zwei Kernsätzen zusammenfassen:
‘Sie fühlen sich doch wohl hier?’ und ‘Wenn Sie nicht wollen, brauchen Sie nicht mit nach England fahren!’
Wo wir schon mal bei Solidargemeinschaften sind, Herr Moog, was eint uns eigentlich als Jahrgang! Ihre ‘starke Hand’, die Sie als Kanzler hatten, benutzen Sie ja zur Zeit nur noch zum Lenken Ihres VW-Busses."
M: "Diese Frage stellen Sie mir, Jacobi, dem Kanzler a.D. des Jahrgangs. Ich kann Ihnen dazu nur sagen, daß dieser Jahrgang unter der Herrschaft unseres Wohlfahrtsausschusses geeint war, doch die Demokratiebewegung hat viele Bänder zerrissen, die uns gebunden haben. Doch hat sich unser Jahrgang fast immer geschlossen und mit viel Engagement präsentiert, oder wie würden sie ihn beschreiben, wenn man ihn mit dem Jahrgang des letzten Jahres vergleicht?"
J: "Dazu sage ich nur: Würde man die Gleichung: aufstellen, wobei x den ‘Jahrgangswert’ wiedergibt, so findet man für das x des Abi 96-Jahrgangs, bedingt durch die Null im Zähler leider nur den Zahlenwert: Zero!
Übrigens ich habe da neulich die Initialen H.P. auf einem Ihrer Zettel erblickt. Haben Sie sich etwa einen neuen Drucker von Hewlett Packard zugelegt?"
M: "Nein, ein Drucker ist es nicht, aber mit Druck haben die Initialen H.P. schon etwas zu tun. Sie, die Sie oft genug gegen den roten Strom geschwommen sind, in den uns die Initialen H.P. zogen, müßten sich eigentlich mit dem Druck auskennen, den dieser Rote Leitwolf ausüben kann, wenn er einzelne Individuen vor der gesamten Truppe zurechtweist, um so eine Wiedereingliederung in den ‘Nur eine Meinung’ -Pool zu erreichen. Ist es nicht so, daß man nach mehreren solcher Aktionen vor den Initialen H.P. resigniert, da eine vernünftige Diskussion mit ihm gar nicht möglich ist?"
J: "Ist das überhaupt eine Diskussion, wenn man zwar mitreden darf, eine nicht sozialdemokratisch gesinnte Äußerung aber kaum toleriert wird? Ist diese Art von Kommunikation nicht ein Rückfall zu einem bekannten Kindergartenspiel namens: ‘Simon sagt: Alle sind rot’, wobei wer die besagte Farbe nicht nachahmt, sofort ausscheidet. Die meisten an unserer Schule, bei denen eine Fahrt auf dem linksdrehenden Karussell zutrifft, haben zufällig gemeinsam, nichts zu ihrer eigenen Altersversorgung beitragen zu müssen. Etwaige Zusammenhänge will ich hier natürlich nicht unterstellen. Nun Herr Moog, wie hat Sie eigentlich Ihre Schulzeit an der LTS geformt? Was kann man hier erreichen? Wobei ich nicht darauf anspiele, daß Sie Ihr Gewicht von Klasse 5 bis zur 13. verdreifachen konnten."
M: "Ich danke Ihnen für die aufmunternden Worte, muß Sie aber leider enttäuschen, da sich mein Gewicht höchstens verdoppelt und zudem nur propotional zu meiner Körpergröße entwickelt hat. Aber lassen Sie uns über das Formen sprechen. Meiner Meinung nach hat die LTS uns so geformt, daß aus den meisten von uns Menschen geworden sind, die vernünftig und selbständig handeln und denken und mit den besten Voraussetzungen in ihr zukünftiges Leben starten können. Doch nun noch eine Frage an Sie, Herr Jacobi, denken Sie, daß wir immer gerecht behandelt worden sind auf unserer schönen LTS..."
J: "...Bevor wir wegen dieser Schleimspur von der Straße abkommen Moog, betrachten wir lieber, schlicht um mehr Leserinteresse zu wecken, die Dinge, welche an Gerechtigkeit zweifeln ließen. Als Thema, welches wirklich jedem Schüler nahesteht, gilt die Notengebung. Der Tenor liegt hier auf ‘Gebung’. Die Gebung entspringt hier der Lehrerperspektive und kann, bedingt durch deren Menschlichkeit, nicht unfehlbar sein. Fazit: Sie ist nicht immer gerecht, aber aufgrund der staatlich anerkannten Kompetenz des Lehrers stets legitimiert.
Disparitäten zwischen einzelnen SchülerInnen entstanden auch dadurch, daß einigen seitens der LehrerInnen nahezu uneingeschränkte Freiheiten eingeräumt wurden, z.B. was das Erscheinen im Unterricht und das Verhalten während desselben anbetrifft. Andererseits rütteln solche kleinen Ungerechtigkeiten auch so manchen Verstand wach, und bereiten ihn auf die große, weite Welt vor, in der es ja auch nicht immer gerecht zugeht."
M: "Amen!"
"Meinungen sind immer relativ, genau wie ihre Vertreter"
Leser und Kritiker dieses Beitrages sollten sich dieser Tatsache bewußt werden, bevor sie die Verfasser und Inhalte bewerten.
Björn Jacobi und Markus Moog
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