Toskanafahrt `96

 

Nach langem Planen war es dann Anfang September endlich soweit. Der Chemie-, der Gemk- und der Geschichts-LK machten sich morgens um 6.00 Uhr auf den Weg nach Marina di Pietra Santa.

Angekommen war die Begeisterung über die Zimmer unterschiedlich. Während unseres sehr groß war, merkte man anderen doch an, daß sie für weniger Besucher ausgelegt waren. Durchaus interessant war die Konstruktion der Bäder: Der einzige Ablauf war fast durchgängig der höchste Punkt im Zimmer. Zusätzlich lag der ganze Raum noch etwas höher als die Zimmer. Die Probleme beim Waschen und Duschen kann man wohl gut nachvollziehen.

Das Hotel war ansonsten sehr gut, wenn auch etwas hellhörig, worunter vor allem Herr Böcker gelitten hat, der offenbar mit den Ohren einer Fledermaus ausgestattet ist. Herr Klingelhöfer dagegen ließ sich noch nicht einmal vom eigenen Wecker aus der Ruhe bringen.

Das Allerwichtigste: Die Verpflegung. Hier mutierten wir teilweise auf das Niveau der Neandertaler zurück, es drehte sich nämlich alles um das Jagen und Sammeln. Da man das Frühstück fast einatmen konnte (es war sehr dürftig), wurden die knappen Pausen zwischen Besichtigungen vor allem damit genutzt, Nahrung zu beschaffen. Das Essen am Abend entschädigte allerdings Vieles. Die Nächte waren häufig etwas kurz. Statt mit Schlaf waren sie je nach Interessenlage auch mal mit feuchtfröhlichen Gelagen ausgefüllt.

Das Hotel lag zwar direkt am Meer, doch leider war der Strand ausschließlich privat und damit für uns nicht zugänglich. Das konnte allerdings einige nicht davon abhalten, abends das eine oder andere Bad zu nehmen. Der einmal hinzukommende Wachmann wurde davon in Kenntnis gesetzt, daß wir über diese Regelung nicht informiert waren, was er auch so hinnahm.

Tagsüber hatten wir auch überhaupt nicht soviel Zeit, sondern meistens ging es direkt nach dem Frühstück los, um verschiedene Städte und Kirchen der Toskana zu besichtigen. Das sehr dichte Programm ermöglichte uns zwar eine Vielzahl von Eindrücken, die sich dann aber nicht immer so setzen konnten, wie es vielleicht wünschenswert gewesen wäre. Die Qualität der Führungen war sehr unterschiedlich. Francesca, die uns Lucca und die berühmten Marmor-Steinbrüche von Carrara zeigte, verursachte bei vielen männlichen Teilnehmern heftige Frühlingsgefühle, aber auch hiervon abgesehen war ihre Führung gut. Nicht so gut war die Führung in Florenz. Der Versuch der guten Frau, die uns dort begleitete, uns 30% der italienischen Kulturschätze in 3 Stunden zu zeigen, mußte scheitern. Ansonsten ist Florenz aber eine sehr schöne Stadt, in der man auch wunderbar Pizza essen kann. Die beste Führung war die in Siena, unsere Begleiterin sprach hervorragend Deutsch und hat sich wirklich an unseren Wünschen orientiert.

Aber Kirchen, Dome und Museen sind natürlich nicht alles gewesen. Waren die Tage ausgefüllt, so standen doch die Abende zur freien Verfügung. Neben Inliner fahren auf einer nahe gelegenen Bahn für Touristen und Eis essen spielte vor allem der italienische Wein eine wohlschmeckende Rolle. Außerdem gab es sogenannte "Maikomobile", eine Mischung aus Fahrrad und Rikscha, mit denen wir die Gegend unsicher machten. "Maikomobil" deswegen, weil dieser sich eines ausgeliehen hatte, aber zu Lasten seines Geldbeutels das Zurückbringen kurzfristig vergessen hatte.

Bleibt die Frage, wie man einen Korkenzieher aufhebt. Man sitzt friedlich vor dem Hotel, als ein solcher plötzlich vom Himmel fällt. Nach einiger Zeit wankt Daniel Schneider aus dem Hotel herbei und hebt irgend etwas anderes, was gerade herumliegt, auf. Erst nach mehrmaligem Hinweis von Herrn Böcker findet er auch den Korkenzieher. Wäre nicht dieser "Promilleblick" gewesen, man hätte von einer beweglichen Wachsfigur reden können.

An dieser Stelle muß noch ein großes Lob für Maik stehen. Er brachte es am ersten Abend doch tatsächlich fertig, eine freundlich am Straßenrand auf Freier wartende Dame nach einer Telefonzelle zu fragen, die daraufhin ihren Preis nannte. Ein noch größeres Lob hat allerdings die italienische Post verdient. Durch eine Unzahl von Zufällen machte sie es möglich, daß auch wir schnellstens erfuhren, daß Astrid in Rom ihren Koffer "verloren" hatte. Unser wirklich aufrichtiges Mitgefühl äußerte sich vor allem durch Gelächter.

Allgemein bekannt war uns die Gefahr, die in Italien von Taschendieben ausgeht. Aber auch ein besonderer Hinweis für Herrn Klingelhöfer, sein Geldbeutel sei doch etwas zu gut zu erreichen, wurde in den Wind geschlagen. Und in Florenz durften dann zwei Mutige seine Geldbörse zurückholen. Dabei war es gerade Herr Klingelhöfer, der uns noch kurz zuvor auf die Vorzüge eines Brustbeutels hingewiesen hatte.

Bleibt der Tip an nachfolgende Generationen, ein besonderes Auge auf das Geld ihrer Lehrer zu haben und sich ansonsten auf das Programm einfach einzulassen. Auf keinen Fall dürfen sie San Gimingano und die Schiffahrt durch die "Quinque Terre" versäumen. Außerdem sollten sie auf einen vernünftigen Busfahrer achten, wobei wir mit Stefan sehr zufrieden waren. Empfehlenswert vor der Reise ist eine Reifenkontrolle, daß nicht auch wegen einem Nagel im Reifen dieser in Italien plötzlich gewechselt werden muß. Aber mit Hilfe der Schüler und mit der Unterstützung eines Busfahrers aus dem Elsaß war dann doch die Rückfahrt möglich, auch wenn es keinen gestört hätte, wenn wir hätten bleiben müssen.

 

Tobias Bartek

 

 

 

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